Ćevapi – oder eingedeutscht „Cevapcici“ – sind wahrscheinlich das Gericht, bei dem sich auf dem Balkan die meisten Menschen einig sind: Ohne sie geht gar nichts. Und gleichzeitig ist es genau das Gericht, über das man sich stundenlang streiten kann: Wer hat sie erfunden? Wo sind sie am besten? Welche Stadt macht die „einzig echten“ Ćevapi?
Woher Ćevapi kommen und in welchen Ländern man sie isst
Historisch stammen Ćevapi aus dem osmanischen Einflussraum. Das Wort selbst kommt vom türkischen „kebap“ – also gegrilltes Fleisch – und der Verkleinerungsform „ćevapčići“ bedeutet wörtlich so etwas wie „kleine Kebabs“. Mit der osmanischen Expansion verbreiteten sich Varianten von Hackfleischspießen über Anatolien, den Nahen Osten und schließlich auf die Balkanhalbinsel.
Heute gehören Ćevapi in fast allen ex-jugoslawischen Ländern zur Grundausstattung der Küche:
- Bosnien und Herzegowina (Sarajevo-, Banja-Luka-, Travnik-Ćevapi usw.)
- Serbien
- Kroatien
- Montenegro
- Nordmazedonien
- Kosovo
Dazu kommen Varianten in Nachbarländern wie:
- Bulgarien
- Rumänien (mici/mititei – verwandt, aber mit eigener Tradition)
- Albanien
Im gesamten westlichen Balkan ist das Prinzip dasselbe: gewürztes Hackfleisch, geformt zu kleinen Röllchen, über starker Hitze gegrillt und mit Brot, Zwiebeln und oft Ajvar oder Kajmak serviert.
Seit wann es Ćevapi gibt und wie sie sich entwickelt haben
Schriftliche Quellen, die Ćevapi exakt datieren, sind rar. Klar ist: Sie gehören zur langen Tradition der Fleischspieße und Kebabs, die im Osmanischen Reich eine zentrale Rolle spielten. Über Militärkantinen, Straßenstände und einfache Gaststätten kamen sie nach und nach in die Städte und Dörfer auf dem Balkan.
Richtig „institutionalisiert“ wurde das Gericht in den Städten – etwa in Sarajevo, Skopje, Belgrad oder Novi Sad –, wo sich bis heute ganze Straßenzüge mit Ćevabdžinicas (Ćevapi-Restaurants) finden. Spätestens im 19. Jahrhundert waren Ćevapi im Alltag der Region fest verankert. Im 20. Jahrhundert, mit der Urbanisierung und später mit dem Tourismus, wurden sie dann zu einer Art kulinarischer Visitenkarte des Balkans.
In der Diaspora – Deutschland, Österreich, Schweiz, Skandinavien – wurden Ćevapi ab den 1960ern mit den ersten Gastarbeiter-Generationen „exportiert“. Heute bekommt man sie in Grillrestaurants, an Imbissen und im Supermarkt-TK-Regal – aber wer einmal gute Ćevapi vom Holzkohlegrill gegessen hat, weiß: Das ist eine andere Liga.
Was Ćevapi ausmacht – Tradition auf dem Grill
Das Herzstück ist einfach: Fleisch und Feuer.
- Fleisch: Klassisch wird eine Mischung aus Rind und Lamm verwendet; in manchen Regionen auch mit Kalb oder etwas Schaf. Schwein wird – vor allem in muslimisch geprägten Gegenden wie Bosnien – traditionell nicht genutzt. Wichtig ist der Fettanteil: Zu mageres Hack führt zu trockenen, bröseligen Ćevapi.
2. Gewürze: Im Gegensatz zu vielen „deutschen“ Restaurantversionen werden traditionelle Ćevapi werden eher schlicht gewürzt:
- Salz
- Schwarzer Pfeffer
- manchmal Paprikapulver
- Knoblauch und Zwiebel, sehr fein verarbeiteIn manchen Rezepten kommen Natron und etwas Mineralwasser dazu, um die Masse lockerer und saftiger zu machen.
3. **Teig/Bindung – oder besser: keine**
Brotbrösel, Ei, Semmelbrösel – all das gehört in traditionelle Ćevapi nicht hinein. Je mehr „Frikadellenlogik“, desto weiter weg vom Original. Die Bindung entsteht über das lange Kneten und die Ruhezeit im Kühlschrank.
4. **Grill**
Gegrillt wird idealerweise:
* auf Holzkohle
* bei hoher Hitze
* auf einem gut vorgeheizten Rost
Die Ćevapi sollen außen kräftig gebräunt sein, innen saftig. Kein stundenlanges Herumdrehen, kein langsames „Durchziehen“ wie beim Braten – Hitze, Röstaromen, fertig.
5. **Beilagen**
Ohne die klassische Kombi ist das Gericht nicht vollständig:
* Warmes Fladenbrot (Lepinja, Somun)
* Rohe, grob gehackte oder in Ringe geschnittene Zwiebeln
* Ajvar
* Kajmak (oder eine ähnliche cremige Beilage)
Damit hast du im Grunde die „Balkan-Uniform“ auf dem Teller.
### Die verschiedenen Ćevapi-Stile auf dem Balkan
Dass sich die Länder der Region nicht immer einig sind, ist bekannt. Bei Ćevapi ist es nicht anders – nur dass es hier wenigstens um etwas wirklich Wichtiges geht.
Ein paar der bekanntesten Stile:
* **Sarajevo-Ćevapi (Bosnien und Herzegowina)**
Kleinere Röllchen, meist aus reinem Rind- oder Rind/Lamm-Hack. Serviert im Somun (spezielle Art Fladenbrot), dazu rohe Zwiebeln und manchmal ein Joghurtdrink. Viele schwören, dass in Sarajevo die besten Ćevapi der Welt gemacht werden.
* **Banja-Luka-Ćevapi (Bosnien und Herzegowina)**
Statt einzelnen Röllchen bekommt man hier „Blöcke“: mehrere Ćevapi, die zu einem langen Rechteck verbunden sind, und erst auf dem Teller getrennt werden. Die Würzung ist ähnlich, aber die Textur und Form geben einen anderen Biss.
* **Travnik-Ćevapi (Bosnien und Herzegowina)**
Ebenfalls berühmt, oft mit etwas anderem Fettanteil und einer eigenen Mischung aus Rind- und Lammfleisch. Serviert in lokalen Bäckereiprodukten, mit reichlich Zwiebeln und manchmal feinem Kajmak.
* **Serbische Ćevapi / Cevapcici**
In Serbien findet man häufig etwas größer geformte Röllchen, teils kräftiger gewürzt. In vielen Kafanas kommen dazu Pommes, Ajvar, Kajmak und Salat – ein vollständiger „Mixed Grill“-Teller.
* **Kroatische Variante**
Entlang der Adriaküste werden Ćevapi gerne im Rahmen gemischter Grillplatten serviert, oft mit Djuvec-Reis oder Pommes. Das Fleisch ist häufig reiner Rind/Schwein-Mix, in touristischeren Gegenden teilweise an den Mainstream-Geschmack angepasst.
* **Nordmazedonien, Kosovo, Montenegro**
Hier gibt es ebenfalls eigene Varianten, meist stärker regional geprägt, aber das Grundprinzip bleibt: würziges Hack, kleine Röllchen, Fladenbrot, Zwiebeln, Ajvar.
### „Die einzig wahren Ćevapi“ – natürlich bosnisch
Fragt man Menschen aus Bosnien, Serbien oder Kroatien, wer die besten Ćevapi macht, bekommt man drei verschiedene Antworten – alle mit absoluter Überzeugung vorgetragen.
Wenn du dein Portal auf die Ex-Jugo-Länder fokussierst, kannst du diesen Patriotismus ruhig mit einem Augenzwinkern spielen. Eine mögliche Tonalität:
> „Über eines wird auf dem ganzen Balkan gestritten: Wer macht die besten Ćevapi? Die Serben, die Kroaten, die Mazedonier? Alle haben ihre Fans. Aber sind wir ehrlich: Die bosnischen Ćevapi – allen voran die aus Sarajevo, Banja Luka oder Travnik – gelten für viele als das non plus ultra. Alles andere ist streng genommen nur eine Interpretation.“
Wichtig ist, dass klar ist: Das ist halb ernst, halb augenzwinkernd. So holst du die Emotion und den Stolz rein, ohne andere völlig abzuwerten.
### Rezept-Varianten – vom puristischen Original bis zur „Cevapcici“-Interpretation
Für dein Portal kannst du mehrere Ebenen aufmachen:
1. **Puristische Balkan-Version**
* Rind/Lamm
* kaum Gewürze, dafür Qualität des Fleisches
* keine Füllstoffe
* Holzkohlegrill, Lepinja, Zwiebeln, Ajvar, Kajmak
2. **Hausgebrauch in der Diaspora**
* teilweise Mischung Rind/Schwein (weil verfügbar und günstiger)
* etwas mehr Paprika, evtl. Chili
* in der Pfanne oder im Kontaktgrill zubereitet
3. **Deutsch geprägte „Cevapcici“-Variante**
* Hackfleisch wie für Frikadellen, manchmal mit Ei und Semmelbröseln
* stärker gewürzt, mit Kräutern, Knoblauch, Paprika
* oft mit Djuvec-Reis oder Pommes serviert
4. **Modernisierte Versionen**
* Geflügel-Ćevapi (Hähnchen oder Pute, für „leichtere Küche“)
* Vegane/vegetarische Ćevapi auf Basis von Soja, Erbsenprotein oder Linsen
* Fine-Dining-Interpretationen in gehobenen Restaurants
Für dein Balkan-Portal ergibt es Sinn, das klassische bosnische/Ex-Jugo-Original als Referenz zu setzen – und daneben bewusst „Abwandlungen“ zu markieren. So bleibst du authentisch, erklärst aber gleichzeitig den deutschsprachigen Lesern, warum das Zeug aus dem TK-Regal zwar „Cevapcici“ heißt, aber mit echten Ćevapi nur begrenzt zu tun hat.
### Warum Ćevapi perfekt in dein Balkan-Portal passen
Ćevapi sind:
* einfach genug, um sie zuhause nachzukochen,
* emotional aufgeladen, weil jede Familie „ihr“ Rezept hat,
* symbolisch für die ganze Region,
* ein dankbares Thema für Content: Stadtvergleiche, regionale Varianten, „Top 5 Ćevabdžinicas in Sarajevo“ etc.
In deinem Rezept-Artikel kannst du genau dieses Spannungsfeld nutzen:
Ein Einstieg mit der Geschichte und Verbreitung (wie oben), dann eine klare Positionierung auf „bosnische Ćevapi als Referenz“, anschließend dein Rezept, Tipps zum Grillen und Hinweise zu Varianten.
Wenn du willst, schreibe ich dir im nächsten Schritt eine kürzere, „redaktionelle“ Einleitungsversion in 2–3 Absätzen, die direkt über das Rezept kommt – basierend auf diesem längeren Artikel, aber komprimiert für die Praxis.

Ćevapi mit Lepinja & Zwiebeln (bosnischer Grillklassiker)
Kochutensilien
- Grill oder Grillpfanne
Zutaten
Für die Ćevapi
- 500 g Rinderhackfleisch möglichst ca. 20 % Fettanteil
- 250 g Lammhackfleisch optional, für den typischen Balkangeschmack
- 1 kleine Zwiebel sehr fein gerieben oder gehackt
- 3 Knoblauchzehen sehr fein gehackt oder gepresst
- 1.5 TL Salz
- 1 TL schwarzer Pfeffer frisch gemahlen
- 1 TL Paprikapulver edelsüß
- 0.5 TL Natron macht die Ćevapi lockerer
- 50 ml Mineralwasser mit Kohlensäure nach Bedarf, für Bindung und Saftigkeit
Zum Servieren
- 4 Lepinja oder andere Fladenbrote zum Aufschneiden und Füllen
- 2 Zwiebeln in feine Ringe geschnitten
- Ajvar nach Geschmack
- Kajmak oder ein cremiger Frischkäse optional, zum Darübergeben
- frische Petersilie fein gehackt, optional zum Bestreuen
Anleitungen
- Rinderhack und ggf. Lammhack in eine große Schüssel geben. Zwiebel sehr fein reiben oder hacken, Knoblauch fein hacken oder pressen und beides zum Fleisch geben.
- Salz, Pfeffer, Paprikapulver und Natron hinzufügen. Alles mit den Händen gründlich verkneten, bis sich die Gewürze gleichmäßig verteilt haben.
- Nach und nach das Mineralwasser einarbeiten, bis die Masse leicht klebrig wird und gut zusammenhält. Die Hackmasse sollte kompakt, aber nicht trocken sein.
- Die Schüssel abdecken und die Masse mindestens 2 Stunden, idealerweise über Nacht, im Kühlschrank ruhen lassen. Dadurch verbinden sich die Aromen und die Ähnlichkeit zur typischen Ćevapi-Textur wird größer.
- Nach der Ruhezeit die Hände leicht anfeuchten und aus der Hackmasse kleine Röllchen formen. Die Ćevapi sollten ungefähr finger- bis daumenlang (6–8 cm) und etwa 2 cm dick sein.
- Grill oder Grillpfanne gut vorheizen. Den Rost bzw. die Pfanne leicht einölen, damit die Ćevapi nicht anhaften.
- Die Ćevapi bei mittlerer bis hoher Hitze rundherum 8–12 Minuten grillen oder braten, bis sie außen schön gebräunt und innen durchgegart sind. Dabei regelmäßig wenden.
- Währenddessen die Lepinja oder Fladenbrote kurz im Ofen, auf dem Grill oder in der Pfanne erwärmen, bis sie außen leicht knusprig und innen weich sind. Aufschneiden, aber nicht ganz durchtrennen, sodass eine Tasche entsteht.
- Zwiebeln in feine Ringe schneiden. Die warmen Ćevapi in die Lepinja legen, mit Zwiebelringen und nach Wunsch Ajvar und Kajmak servieren. Mit gehackter Petersilie bestreuen.




